Herbert Thomas Mandl
Die Wette des Philosophen
Oder der Anfang des definitiven Todes
332 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 38,00 [D]; 39,10 [A]; SFr 39,80
ISBN 978-3-924963-78-1
LIEFERBAR
Ein Überlebender des nationalsozialistischen Terrors.
Seine Erfahrungen im KZ Theresienstadt und in der Tschechoslowakei nach dem Krieg
Kurzdarstellung
Rudolf Grimm, Deutsche Presseagentur, schreibt:
Das jetzt im selben Verlag erschienene Buch des tschechischen Juden Herbert Thomas Mandl
Die Wette des Philosophen enthält Erfahrungen im KZ Theresienstadt, das als »Paradelager«
im Blick auf das Internationale Rote Kreuz eingerichtet worden war – eine »einzigartige
Mischung von Unfreiheit und Freiheit«. Aber auch von hier gingen Transporte nach Auschwitz.
Auf dem Wort »Transport« lag indessen ein Tabu. Das Ziel war den Lagerinsassen
»das große Rätsel, das sichtbare Mysterium«. Der Autor spricht von seinem eigenen
Transport nach Auschwitz-Birkenau mit seinem Vater, der – was der Sohn damals nicht
wußte – freiwillig mitfuhr, als einer Reise in das »Zentrum des bösen Geheimnisses«.
Der Titel des autobiographischen Romans bezieht sich auf einen Philosophen, der im
»Prominentenhaus« des Lagers allein ein Zimmer bewohnen und auch Philosophieunterricht
erteilen durfte. Als der damals 18 Jahre alte Mandl eines Tages zum »Transport« eingeteilt
wurde, wettete der Philosoph mit einem anderen Schüler um eine Scheibe Brot, daß sein
Mitschüler trotzdem verabredungsgemäß zu ihm kommen werde. Als Mandl das erfuhr, verfluchte
er den Lehrer und wünschte ihm selbst den Tod in Auschwitz. Später sah er ein, daß sein
Haß unsinnig gewesen war. Als Überlebender erfuhr er, daß der Professor schließlich
selbst aus Solidarität mit seinen Schülern freiwillig nach Auschwitz und damit in
den Tod gegangen war.
Zum Autor
Herbert Thomas Mandl, 1926 in Bratislava geboren, in der deutsch-jüdischen
Kultur aufgewachsen, ein Musiker, der Philosophie, Psychologie und Anglistik studiert. In der Nazi-Zeit wird er
als junger Mann mit seiner ganzen Familie ins KZ Theresienstadt verschleppt, spielt dort im jüdischen
Orchester, erlebt das Grauen und den Zynismus der Lagerorganisation. Es ist der Beginn einer endlosen
Lagerwanderschaft zwischen allen ideologischen Systemen. Schließlich kommt er mit seinem Vater nach
Auschwitz, überlebt mit ihm auch hier und wird schließlich ins KZ bei München verschleppt.
Sein Vater stirbt in seinen Armen. Nach der Befreiung kehrt er zurück in die Tschechoslowakei, wird
Musiklehrer am Konservatorium in Ostrau, heiratet eine bekannte tschechische Pianistin und gerät im
kalten Krieg in Konflikt mit dem herrschenden System. Ihm gelingt eine spektakuläre Flucht als Tourist
über Kairo und die dortige amerikanische Botschaft, wo er zuerst im ägyptischen Gefängnis
zwischen Ausreise und Auslieferung bangt, wird dann nach Griechenland ausgeflogen, wo er in einem weiteren
Lager interniert wird und gelangt letztlich nach Süddeutschland. Hier wird er zum verdächtigen
Ostagenten gestempelt, der von den westlichen Geheimdiensten in endlosen Verhören und Untersuchungen
auf seine Integrität abgeklopft und von östlichen Undercoveragenten in der Maske von Lagergenossen
bespitzelt wird. Auch dieses Lager öffnet ihm eines Tages die Tore und entläßt ihn in die
ersehnte westliche Freiheit. Er findet Unterschlupf bei einem befreundeten Literaten:
Es ist Heinrich Böll. Gemeinsam planen sie die Flucht seiner in Ostrau verbliebenen Frau.
Heinrich Böll schmuggelt sie während eines Besuchs in Prag unter dramatischen Umständen
in einem umgebauten amerikanischen Straßenkreuzer über die Grenze. Ein Neuanfang im Traumland
Amerika scheitert, erst die endgültige Rückkehr nach Deutschland lenkt sein Leben in
ruhige Bahnen. Er stirbt 2006 kurz nach dem Tode seiner geliebten Frau.
Pressestimmen
Die Nürnberger Zeitung schreibt:
... Der Roman ist gut gearbeitet. ... Der Roman beruht auf eigenen Erfahrungen, ist aber gleichwohl keine direkte
Autobiographie, aber als Fiktion gewissermaßen »angewandte Literatur«, die dem Zweck dient, bestimmte
Erfahrungen zu konservieren, einen anschaulichen Begriff von dem kulturellen Leben in Theresienstadt
zu verschaffen, aber auch davon, wie dort noch Familienleben funktionierte, und vieles andere mehr
Auch in die jüdischen Selbstverwaltungsstrukturen verschafft er Einblick. Ferner will der Roman jüdisches Schicksal nach der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei
dokumentieren, die Schauprozesse in den fünfziger Jahren, deren Opfer vor allem Juden waren, die politisch
gewollte Unmöglichkeit für die meisten, wirtschaftlich zu existieren, die unerträgliche Verlogenheit des
öffentlichen Lebens. Überdies leuchtet der Roman in die dunkle unmittelbare Nachkriegszeit in der
Tschechoslowakei. Zum Beispiel hat der Ich-Erzähler auf seine Flucht die Kontaktadresse eines in
Nürnberg lebenden Exiltschechen namens Premysl Pitter mitbekommen – zum Teil hat der Autor, wie in
diesem Fall die historischen Namen einfach beibehalten –, dessen Verdienst es unter anderem war,
in der Tschechoslowakei verbliebene deutsche Kinder, denen nun auch ein KZ-Schicksal bevorstand,
in jüdische Kindererholungsheime zu schmuggeln, was neben nackter Lebensrettung zugleich noch einen
Versöhnungseffekt hatte.
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