Gertrude Cepl-Kaufmann
Rolf Kauffeldt
Berlin-Friedrichshagen
Literaturhauptstadt um die Jahrhundertwende
Der Friedrichshagener Dichterkreis
432 Seiten, Hardcover kaschiert
Mit 380 Abbildungen
Großformat 21 x 27 cm
Euro 78,00 [D]; 80,00 [A]; SFr 88,00
ISBN 978-3-924963-52-1
LIEFERBAR
Ein Kulturspiegel der Jahrhundertwende
Ein Handbuch für Forscher und Literaturfreunde
Kurzdarstellung
»Eigentümliche Freuden und Genüsse werden dich begleiten. Du wirst Entdeckungen machen,
denn überall, wohin du kommst, wirst du, vom Touristenstandpunkt, eintreten wie in jungfräuliches
Land.« Dieses Versprechen, das Fontane, der auf seinen Wanderungen durch die Mark-Brandenburg in
Friedrichshagen und vor allem am Müggelsee Station machte, seinen Lesern mit auf den Weg gab, besitzt
auch heute noch seine Gültigkeit.
Das vorliegende Buch lädt in diesem Sinne ein zu zwei literarischen Reisen: Einmal eine imaginäre
historische Erinnerungsfahrt in die Literaturszene der Jahrhundertwende, die sich in wesentlichen Teilen
in der Künstlerkolonie Friedrichshagen vor den Toren Berlins versammelte, andererseits zu einer
eigenen konkreten Spurensuche vor Ort. Im 20. Jahrhundert in Vergessenheit geraten, will dieses Buch daran
erinnern, daß von Friedrichshagen wesentliche Impulse für das kulturelle Leben ausgingen, die
weit über den literarisch-künstlerischen Rahmen hinausreichten. So zeigen sich Einflüsse sowohl
in der Lebensreform- und Gartenstadtbewegung des frühen 20. Jahrhunderts, als auch bei der Popularisierung
wissenschaftlicher und weltanschaulicher Ideen bis hin zur Reformarchitektur der damaligen Zeit. Franz
Mehring nannte 1894 den Friedrichshagener Dichterkreis den »Musenhof am Müggelsee«. Er trifft damit die
enge emotionale Bindung der naturalistischen Schriftstellergeneration an den Ort und die reizvolle
Müggelseelandschaft, denen sie ein vielfältiges poetisches Denkmal setzten. Die von Mehring ironisch
gemeinte Anspielung auf das klassische Weimar der Goethe-Zeit enthält aber auch den Vorwurf des
Apolitischen und des realitätsfernen Literatentums. Eine unvoreingenommene Betrachtung dieses Berliner
Dichterkreises aus der Distanz von hundert Jahren zeigt jedoch, daß deren politisches und
kulturrevolutionäres Engagement von Ernsthaftigkeit und auch praktischen Erfolgen wie etwa die
Gründung der Freien Volksbühne als Arbeitertheater geprägt war.
Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Friedrichshagener verbindet sich mit Namen wie Wilhelm Bölsche,
Bruno Wille, Gerhart Hauptmann, August Strindberg, Ola Hansson, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Wilhelm
Spohr, die Brüder Heinrich und Julius Hart und viele mehr. Die Rekonstruktion des komplexen
Lebenszusammenhangs der Friedrichshagener – die privaten Turbulenzen und öffentlichen Auseinandersetzungen
eingeschlossen –, ihr vielschichtiges literarisches, volkspädagogisches und politisches Engagement, die
weiträumigen künstlerischen Kontakte und Bekanntschaften, unter ihnen Johann Strauß,
Lou Andreas-Salomé, Rainer Maria Rilke, Max Liebermann, Fürst Kropotkin, erforderten eine umfangreiche
Forschungsarbeit, die in diesem Buch ausführlich dargestellt und mit zeitgenössischen Schrift- und
Bilddokumenten veranschaulicht wird.
alle Bilder © Boer Verlag
Inhalt
Vorwort | Der Musenhof am Müggelsee | Natureinsamkeit bei brausender Weltstadt |
Vorort-Boheme | Die Müggelseerepublik | Wadenkneifer und Philister: Der Sozialdemokratie
allergetreuste Opposition. Die Friedrichshagener zwischen Sozialdemokratie und Anarchismus |
Die Kunst dem Volke | »Sensitiva amorosa« oder Am Anfang war das Geschlecht | Vom »Leben im Licht« |
Müggel und Genesareth | Materie nie ohne Geist | Friedrichshagen – Legende ohne Ende?
Anmerkungen | Kurzbiographien zum Friedrichshagener Dichterkreis | Literatur und Quellen | Register.
Die Autoren
Gertrude Cepl-Kaufmann ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft;
Leiterin des Instituts »Moderne im Rheinland« an der Universität Düsseldorf. Jurymitglied im Institut für Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa, u.a. für den Kant-Wissenschaftspreis des Bundes; Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates im Großprojekt »1914 – Mitten in Europa. Forschungsschwerpunkte sind interdisziplinäre Projekte zur Moderne, literatursoziologische Forschungen zu regionalen Kulturräumen. 2013 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für das international motivierte kulturwissenschaftliche und -praktische Werk.
Rolf Kauffeldt ist Studiendirektor an einem Düsseldorfer Gymnasium; Fachberater bei der Bezirksregierung Düsseldorf und Fachleiter am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Duisburg. Er promovierte in Literaturwissenschaft über Erich Mühsam, Mitherausgeber des
Landauer-Buches Zeit und Geist – Kulturkritische Schriften 1890-1919.
Pressestimmen zur ersten Auflage
Berliner Zeitung:
Wer sich über die Friedrichshagener genauer ins Bild setzen möchte, kann sich eines stattlichen Buch-Kompendiums
bedienen, literarisch konzipiert und brillant geschrieben. Interessante Autoren kommen wieder ins Blickfeld, die
einer Zeit bewegter Literatur- und Weltanschauungsdebatten Profil und Richtung gaben. Jeder einzelne ein Kosmos
für sich, unter ihnen Utopisten, Sozialisten, Anarchisten, geniale Redner und wirkliche Poeten ... Von ihnen
gingen die Impulse für die Freidenkerbewegung, die Einrichtung von Volkshochschulen, die Schaffung von
Gartenstadtwohnsiedlungen und mannigfachen Modellen zur Lebens- und Kunstreform aus ... Daß die Dichter
ausführlich selbst zu Worte kommen, macht das Buch überaus farbig und lebendig. Man liest sich fest
wie in einem Album. Es ist ein Spaziergang durch den Ort entlang der Linden-, Ahorn- und Kastanienallee, wo einst
die Müggelsöhne vom Müggelsee zu Hause waren, und zugleich ein kulturhistorisches Zeitbild von
magischer Leuchtkraft.
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