Ola Hansson
Parias
Herausgegeben und
aus dem Schwedischen übersetzt
von Erik Gloßmann
252 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 36,00 [D]; 37,10 [A]; SFr 47,90
ISBN 978-3-924963-86-6
LIEFERBAR
Ein schwedischer Klassiker
erstmalig in einer deutschen Werkausgabe
Ein Dokument für die frühen modernen
Strömungen vor der Jahrhundertwende
Kurzdarstellung
Parias sind, nach Böttgers Fremdwörterbuch von 1873, im übertragenen Sinne »elende, verkommene Menschen«,
Ausgestoßene, Schuldige, Kriminelle. Wie aber werden Menschen zu Verbrechern? Im Frühjahr 1888
faßte Ola Hansson (1860-1925) den Plan, als Gegenstück zu Sensitiva amorosa (1887) einen Novellenzyklus
zu schaffen, der »die verhängnisvollen Ausbrüche psychischer Bizarrerien in Handlung« schildern sollte,
»durch die das Individuum aus seiner eigenen Sphäre heraustritt und in die der Anderen hinübergreift,
indem es zugleich in Konflikt mit der sozialen Moral und den öffentlichen Gesetzen gerät«. Ein mutiger
Plan, der von Ola Hanssons Selbstbewußtsein zeugt, denn der Skandal um Sensitiva amorosa hatte die
Publikationsmöglichkeiten des jungen Autors in Schweden stark eingeschränkt. So kam es, daß Parias
als Buch zuerst im Jahre 1890 in deutscher Sprache erschien, und zwar in Berlin, wo der Schriftsteller
gerade mit seiner Familie lebte. Parias wurde bei Publikum und Kritik ein Erfolg. Franz Servaes schrieb
damals in Die Nation, die Novellen hätten einen außerordentlichen Wert, und bedauerte, daß unter den
neuen Talenten der deutschen Literatur »kein einziges ist, das mit der ausgesprochenen Physiognomie,
dem tiefgründigen Können, dem durchaus ursprünglichen poetischen Empfinden dieses Schweden den Vergleich
aushalten kann«.
Es bleibt dem Leser überlassen, Parias in eine Schublade einzuordnen. Ob man das Buch als Sammlung
von (zumeist wahren) Kriminalgeschichten, psycho-physiologischen Studien oder als »Roman in Episoden«
liest – fesselnde Lektüre ist garantiert!
Zum Autor
Ola Hansson, ein Europäer der Jahrhundertwende
Ola Hansson wurde am 12. November 1860 in Hönsinge geboren. Er stammte aus einem alten Bauerngeschlecht. Bereits während der Schulzeit interessiert er sich für Philosophie, Literatur und die revolutionierenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit. Er debütiert 1880 mit Gedichten über seine schonische Heimat. 1881/82 studiert er in Lund, anschließend lebt er zeitweise in Kopenhagen, dem damaligen Zentrum des skandinavischen Geisteslebens, und profiliert sich als Lyriker, Erzähler und Rezensent. Erste Buchveröffentlichungen tragen ihm Lob und Freundschaft bedeutender Kritiker und Literaten ein. Der große Bruch kommt im Herbst 1887, als Sensitiva amorosa erscheint und heftig attackiert wird. Keiner seiner Freunde kommt ihm zu Hilfe; Ola Hansson fühlt sich verraten. Er verläßt Schweden und geht nach Dänemark, wo er im Hause Georg Brandes seine spätere Frau Laura Mohr (Pseudonym Laura Marholm, 1854-1928) kennenlernt. Das Paar reist 1890 nach Paris, in die Schweiz und nach Berlin. 1891 läßt sich das Ehepaar Hansson/Marholm in Friedrichshagen bei Berlin nieder. Man nimmt am Boheme-Leben teil und knüpft bzw. erneuert Kontakte zu Wilhem Bölsche, Bruno Wille, den Brüdern Hart, August Strindberg, Arne Garborg, Richard Dehmel, Przybyszewski, Munch, Leistikow, Franz Servaes, Dauthendey u.a. Ola Hanssons Bücher erscheinen in deutscher und norwegischer Sprache. Vor allem aber wird er als Literaturvermittler bekannt; er propagiert skandinavische Autoren in Deutschland (Das junge Skandinavien, 1891), verbreitet die Ideen Nietzsches und Langbehns und setzt sich mit den Werken Poes, Garschins, Bourgets und anderer Vertreter der Moderne auseinander. Mitte der 1890er Jahre kann Ola Hansson zu den einflußreichsten Kulturkritikern Europas gezählt werden. 1893 zieht die Familie Hansson nach Schliersee. In der ländlichen Ruhe Oberbayerns schreibt Ola Hansson einige seiner schönsten Novellen (Der Weg zum Leben, 1894/96) und Gedichte. Doch die materiellen Schwierigkeiten nehmen zu und die Familie zieht nach München. Laura Marholms paranoide Ausbrüche bringen sie in eine psychiatrische Anstalt; nach der Entlassung müssen die Hanssons das Land verlassen. Nun beginnt ein unstetes Wanderleben: Feldkirch (Vorarlberg), Meudon, Bern, Berlin, Riga, Prag, Mölle, Ragusa (Dubrovnik) und Athen sind einige Stationen. Die literarische Produktivität leidet darunter, es fehlen die Beziehungen zu den geistigen Strömungen der Zeit ebenso wie sprachliche Kontakte zur Heimat. Dafür wird Ola Hansson in Schweden von einer neuen Generation wiederentdeckt. Zwischen 1919 und 1922 erscheint sein Werk dort in siebzehn Bänden. Am 26. September stirbt Ola Hansson nach kurzer Krankheit in Buykdere am Bosporus. Hinter ihm lagen 37 Jahre eines selbstgewählten Exils.
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