Roland Barthes
mit Beiträgen zu seinem Werk von
Jacques Derrida, Jean-Pierre Richard,
François Flahault,
Gérard Genette,
Tzvetan Todorov, Réda Bensmaïa,
Serge Doubrovsky sowie einem bisher
unveröffentlichten Beitrag von Roland Barthes
Herausgegeben von Hans-Horst Henschen
244 Seiten, Broschur
Euro 28,00 [D]; 28,80 [A]; SFr 38,50
ISBN 978-3-924963-09-5
LIEFERBAR
Eine Hommage an den 1980 verstorbenen Wissenschaftler,
ein Querschnitt durch sein geistiges Schaffen
Kurzdarstellung
Jacques Derrida schreibt in seinem Beitrag:
Roland Barthes ist der Name eines Freundes, den ich im Grunde, vor dem Hintergrund einer Vertrautheit,
kaum kannte, von dem ich selbstverständlich nicht alles gelesen, ich meine wiedergelesen, verstanden usw.,
habe. Und sicher löste er bei mir meistens Zustimmung, Solidarität und Dankbarkeit aus.
Aber keineswegs immer, und so wenig es hier darauf ankommt, ich muß es sagen, um nicht zu sehr
in ein Genre zu verfallen. Er war, und ich kann sagen, er bleibt für mich einer von denen, die seit
etwa zwanzig Jahren fast ständig mit der mehr oder weniger deutlich artikulierten Frage verbunden waren:
was denkt er darüber? im Präsens, im Perfekt, im Futurum, im Konditional usw. Vor allem, warum
sollte es nicht gesagt werden und wen könnte es überraschen, wenn es ans Schreiben ging. Ich hatte
es ihm vor langer Zeit in einem Brief mitgeteilt.
Tzvetan Todorov schreibt in seinem Beitrag:
Er gehörte in Frankreich zu jener knappen Liste von Namen, die die Spitze der intellektuellen Pyramide
besetzt halten; er war einer von denjenigen, deren Bücher immer als gelesen vorausgesetzt wurden und
im Gespräch zwischen Unbekannten zum Gegenstand werden konnten; einer von denjenigen auch, über
die man im Ausland automatisch nach Neuigkeiten befragt wurde, so als ob der Bekanntheitsgrad des Namens
die Vertrautheit mit der Person garantierte: »Und X., was treibt er? Und woran arbeitet Barthes?« Ebenso
konnte man Aufzählungen lesen, denen zufolge diese oder jene Denkrichtung, künstlerische oder
philosophische Bewegung sich aus X., Y., Roland Barthes und Z, zusammensetzte oder sie als Anführer
hatte. Man hätte glauben können, er wäre aus eben diesem Grund nicht unersetzbar: ein
geistiges Vorbild, ein Meister des Fachs neben anderen.
Aber Barthes war nun gerade kein Meister des Fachs, wenn er auch diese oberste Etage des intellektuellen
Gebäudes bewohnte, und eben darin war er einzigartig. Weniger ein Meister neben und unter anderen,
provozierte er vielmehr einen Distanzeffekt gegenüber all den Diskursen der Meisterschaft, die uns
umgeben; bei jedem von ihnen bewirkte er eine kaum wahrnehmbare Verschiebung, nach der man ihn jedoch
nicht mehr wie zuvor verstehen konnte. Er hatte sich eine Funktion geschaffen und sich unentbehrlich gemacht,
indem er sie ausübte; schwer zu sagen, wer ihn in dieser Funktion ersetzen könnte; sie bestand darin,
die dem Diskurs innewohnende Meisterschaft zu unterwandern.
Inhalt
Vorbemerkung des Herausgebers
Roland Barthes: »Eine Lektion in Aufrichtigkeit«
Jacques Derrida: Die Tode des Roland Barthes
Jean-Pierre Richard: Decke, Nahtstelle, Zwischenraum, Punkt
François Flahault: Über S/Z und die Analyse von Erzählungen
Gérard Genette: Tagebuch, Anti-Tagebuch
Tzvetan Todorov: Der letzte Barthes
Serge Doubrovsky: Eine tragische Schreibweise
Réda Bensmaïa: Vom Fragment zum Detail
Michel Charles: Die Liebe zur Literatur
Zu Roland Barthes
Roland Barthes, geb. 1915, gest. 1980, französischer Literaturkritiker, Wissenschaftler und Essayist; wurde mit seinen strukturalistischen Analysen zu den den Mythen des Alltags (Mode) auch in Deutschland seit den 60er Jahren ein vielgelesener und zitierter Autor. Bekannt wurde er vor allem durch die folgenden Titel: »Mythen des Alltags« (dt. 1964); »Lust am Text« (dt. 1973); »S/Z« (dt. 1976); »Über mich selbst« (dt. 1978); »Das Reich der Zeichen« (dt. 1981); »Die Sprache der Mode« (dt. 1985).
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