Einzeltitel

 

Aventinus_Chronik

Johannes Aventinus
Baierische Chronik

Im Auszug bearbeitet und
mit Einleitung von Georg Leidinger

240 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Mit 7 Abbildungen
Euro 36,00 [D]
ISBN 978-3-96662-143-4

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Die volkstümliche Chronik des
berühmten bayerischen Geschichtsschreibers der Renaissance


Zitat

»Wie kann ein verständiger ehrbarer Mann, der nit ein geborener Christ ist, wenn er unseren geistlichen Stand sieht, sich etwas Gutes von uns denken? Kann er anderes bemerken, als daß es lauter Büberei mit uns sei, dieweil wir solche Geistliche haben, die weder Heiden noch Juden noch Türken gutheißen und leiden können. Ich will von der gemeinen Geistlichkeit schweigen, die ein rauhes, böses, mutwilliges, freches Leben öffentlich wider alle Vernunft und Natur fuhrt; niemand straft sie darum. Ich rede von denen, die (wie sie selbst malen in ihren Kirchen und in ihren Büchern sich rühmen) Säulen der Christenheit sein wollen und meinen, wenn sie nit wären, wäre die christliche Kirche längst untergegangen. Wenn anders ein Verständiger oder Gelehrter dieser Leute Schreien in der Kirche hört, ihre Schriften liest, ihren Wandel sieht, kann er nit anders annehmen und bemerken, als daß der meiste Teil stolze, ungelehrte, blutgierige, unduldsame, unleidliche, geizige, aber gläubische Leute seien, Gesellen der Reichen, sie seien Wucherer, Räuber, Diebe, Mörder, öffentliche Ehebrecher; es gilt ihnen alles gleich, wenn nur der heilige Bauch das Seine davonbringt …«

Zum Text

Es ist ein echt deutsches Buch, diese »Baierische Chronik«, die Johann Turmair von Abensberg, mit seinem Gelehrtennamen Johannes Aventinus genannt, geschrieben hat. Kein größeres Lob konnte ihr je gespendet werden als Goethes Wort, »daß man einen trefflichen Menschen tüchtig heranbilden könne, ohne dabei ein anderes Buch zu gebrauchen als Tschudi’s schweizerische oder Aventins baierische Geschichte«. Sie ist eine eigenartige Erscheinung ihres Zeitalters, ein Werk, das der Wissenschaft jener Tage, dem deutschen Humanismus, zur Ehre gereicht. Freiheitlich und echt vaterländisch deutsch denkend, hat Aventinus in der »Baierischen Chronik« eines der besten und größten älteren Literaturdenkmäler auf geschichtlichem Gebiete geschaffen, das an Kraft der Sprache sich Luthers Werken vergleichen darf. Nicht nur Bayerns, sondern Deutschlands Geschichte, im Spiegel der Bildung der großen, das Mittelalter zur Neuzeit umgestaltenden ersten Jahrzehnte des sechzehnten Jahrhunderts: das ist der Inhalt dieser Chronik, die darum in der vorliegenden Sammlung der Quellen zur deutschen Kultur, wie »Das alte Reich« sie bieten will, nicht fehlen darf. [Einleitung des Herausgebers]

Der Neusatz des Textes folgt der Ausgabe Jena 1926, erschienen im Eugen Diederichs Verlag.

Der Autor

Bild Aventinus

Johannes Aventinus (eigentlich Johann Georg Turmair, 1477–1534), deutscher Historiker und Hofhistoriograph, gilt als Wegbereiter der klassischen Philologie in Deutschland. Aventinus studierte ab 1495 an den Hochschulen von Ingolstadt, Wien, Krakau und Paris. Sein Lehrer Conrad Celtis lenkte sein Interesse auf die deutsche Geschichte. Herzog Wilhelm IV. von Bayern beauftragte Aventinus 1509 mit der Erziehung seiner beiden jüngeren Brüder Ludwig und Ernst. Als Ernst 1516 an der Universität Ingolstadt studieren sollte, schrieb er für ihn eine systematische Darstellung der Wissenschaften, die er Encyclopedia nannte und erstmals 1517 als Anhang zu seiner Grammatik veröffentlichte. 1517 wurde Aventinus zum bayerischen Hofhistoriographen ernannt. Mit Martin Luther und besonders mit Philipp Melanchthon stand Aventinus in einem regen Gedankenaustausch. Als sein Hauptwerk gelten die zwischen 1517 und 1522 entstandenen »Annales ducum Boiariae« und die »Bairische Chronik« (geschaffen 1526-1533), eine deutsche Bearbeitung seiner Annalen, die durch eine freie und unabhängige Denkweise in nationalen und kirchlichen Fragen besticht. Aventins Lateinische Grammatik wurde zum Lehrbuch an der Landesuniversität von Ingolstadt. Begraben wurde Aventin im Kloster Sankt Emmeram in Regensburg.

Der Herausgeber

Georg Leidinger (1870–1945), deutscher Historiker und Bibliothekar, studierte Rechtswissenschaften und Geschichte an der Universität München. 1893 trat er in die heutige Bayerische Staatsbibliothek ein und wurde zehn Jahre später Leiter der Handschriftenabteilung. Leidinger arbeitete vor allem auf dem Gebiet der mittelalterlichen Quellenkunde und gab die noch heute maßgeblichen Editionen der bayerischen Chronisten Veit Arnpeck und Andreas von Regensburg heraus. 1922 wurde Leidinger Honorarprofessor für Bibliothekswissenschaften an der Universität München und schließlich stellvertretender Generaldirektor an der Bayerischen Staatsbibliothek. Von 1929 bis zu seinem Tod war er Erster Vorsitzender der Kommission für bayerische Landesgeschichte, zudem war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1916) und der Historischen Kommission (seit 1920).

Zum Werk Aventins

»Aventins Werke sind nicht bloß Erzeugnisse gelehrten Fleißes und ruhiger, objektiver Forschung, sie sind zugleich Denkmale der Sinnesweise und Geistesrichtung, wie sie in den Jahren ihrer Entstehung in Deutschland vorherrschte. Der Eindruck der gewaltigen Begebenheiten, welche unmittelbar vorhergegangen waren oder während der Abfassung mit dramatischer Raschheit, Schlag auf Schlag auf der Weltbühne sich folgten, ist überall bei ihm sichtbar, und selbst da für den Kenner fühlbar, wo er nicht in bestimmten Worten sich ausdrückt ... Als Aventin von seinen fürstlichen Gönnern den Auftrag, die bayerische Geschichte zu schreiben erhalten hatte, durchzog er ganz Bayern und die Nachbargebiete und stellte seine Forschungen und Studien an 90 verschiedenen Orten, Städten, Schlössern, Klöstern an. So hatte er, abgesehen von seiner gelehrten Ausbeute, eine so gründliche Kenntnis seines engeren und weiteren Vaterlandes, der rechtlichen, ökonomischen, sittlichen Zustände Bayerns und Deutschlands erworben, wie sie wohl kein anderer seiner Zeitgenossen besaß.« [J. v. Döllinger, 1877]

 

 


 

 

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