Lucius Annaeus Seneca
Pilosophische Schriften
Dritter Band
Briefe an Lucilius, Erster Teil
Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen
versehen von Otto Apelt
364 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 39,80 [D]
ISBN 978-3-96662-269-1
LIEFERBAR
»Wer zu sterben gelernt hat, hat verlernt Sklave zu sein.«
»Es kann niemand ethisch verantwortungsvoll leben, der nur an sich denkt und alles seinem persönlichen Vorteil unterstellt.«
Zum Text
Trotz aller Hochachtung und Bewunderung, deren Seneca sich erfreuen durfte, blieben ihm doch Gehässigkeiten und Verleumdungen mancherlei Art nicht erspart. Wie hätte das auch im damaligen Rom, dieser Brutstätte aller Laster, anders sein können. Gewiß hatte er seine Schwächen und war sich ihrer bewußt. Gibt er uns doch wiederholt die Versicherung, er halte sich durchaus nicht für einen Weisen, sondern rechne sich nur unter die Zahl der Fortschreitenden, die im Aufstieg nach der steilen Höhe der Weisheit und Tugend begriffen waren. In seinen theoretischen Ansichten über den Kampf des bösen Prinzips mit dem Guten ist er nie zu befriedigender Klarheit gelangt. Bald kann er nicht Worte genug finden, um die radikale und unüberwindliche Macht des Bösen als eigentliche Naturanlage des Menschen zu schildern; bald erklärt er es für eine unbedingte Forderung an die Menschen, alle Leidenschaften bis auf die letzte Spur aus der Seele auszurotten. Er glaubte mit der Stoa an die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Radikalkur. Bei ihm nimmt das eine Form an, als könnte der Mensch durch einen kühnen Schwung sich auf seine eigenen Schultern stellen und von diesem erhabenen Standpunkt verächtlich auf sein nunmehriges Piedestal herabblicken. Allein das sind Auswüchse der Antithesensucht, an der er krankte und auf die wir bei der Charakterisierung seiner Barstellungsweise zurückkommen werden. [Aus der Einleitung]
Der Neusatz des Textes folgt der Ausgabe Leipzig 1924, erschienen im Felix Meiner Verlag.
Zum Autor
Lucius Annaeus Seneca (ca. 1-65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dichter, Naturforscher und Staatsmann war als Stoiker einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit und einer der bedeutendsten Gestalten im antiken Rom. Als Schriftsteller prägte und beeinflußte er maßgeblich die römische Literatur. Neben philosophischen und naturwissenschaftlichen Schriften verfaßte er bedeutende Reden, Satiren, Verstragödien und Briefe. Vom Jahr 49 an war er der maßgebliche Erzieher bzw. Berater des späteren Kaisers Nero. Wohl um diesen auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten, verfaßte er eine Denkschrift darüber, warum es weise sei, als Herrscher Milde walten zu lassen (De clementia). Als Stoiker rief er zum rechten Maß im Leben, zur Vernunft und zur Menschlichkeit auf. Seinem Bemühen, Neros eigensüchtig ausschweifendem Temperament gegenzusteuern, war jedoch kein dauerhafter Erfolg beschieden. Zuletzt wurde er vom Kaiser der Beteiligung an der pisonischen Verschwörung beschuldigt und ihm wurde die Selbsttötung befohlen.
Der Übersetzer und Herausgeber
Otto Apelt (1845-1932), klassischer Philologe, Übersetzer und Gymnasiallehrer, besuchte die Stoy’sche Anstalt in Jena und das Gymnasium in Weimar. Anschließend studierte er von 1865 bis 1869 Klassische Philologie und Philosophie an den Universitäten zu Jena, Leipzig und Berlin. In Jena wurde er zum Dr. phil. promoviert, in Berlin legte er das Oberlehrer-Examen ab. Nach dem Studium trat Apelt in den Schuldienst ein. 1909 trat er als Geheimer Hofrat in den Ruhestand und zog nach Dresden, wo er 1932 hochbetagt starb. Schon seit seinem Studium war die griechische Philosophie der Arbeitsschwerpunkt Apelts. Im Ruhestand widmete er sich dann seinem Lebenswerk, der Übersetzung und Kommentierung sämtlicher Schriften des Platon. Seine Übersetzung erschien von 1916 bis 1937 im Leipziger Felix Meiner Verlag. Außer Platon übersetzte Apelt noch die Werke des Diogenes Laertios (Leben und Meinungen berühmter Philosophen, zwei Bände, Leipzig 1921), die 1. Deklamation des Libanios (Libanius: Apologie des Sokrates, Leipzig 1922), die philosophischen Schriften des Seneca (vier Bände, Leipzig 1923-1924), ausgewählte Elegien des Properz (München 1925) und ausgewählte Moralia des Plutarch (Leipzig 1926-1927).
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