Victor Hugo
Dreiundneunzig (1793)
Mit Illustrationen berühmter zeitgenössischer
Maler und Illustratoren
Aus dem Französischen übertragen
von Alfred Wolfenstein
388 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Mit 83 Abbildungen
Euro 36,00 [D]
ISBN 978-3-947618-76-7
LIEFERBAR
Ein spannender Roman aus der Zeit der französischen Revolution
Zum Text
»Dreiundneunzig« ist ein historischer Roman, in dem der Autor reale Begebenheiten und Personen mit Fiktivem mischt. Er spielt in den Monaten Mai bis August 1793 während der Französischen Revolution. »Dreiundneunzig« ist Hugos letzter Roman und erschien 1874. Heinrich Mann nannte den Roman ein Buch »entfesselter Menschheit«. Leo Perutz bezeichnete sich selbst als einen, der »seit zwanzig Jahren« das Buch »für sich allein besessen und geliebt hat wie die Bibel«. [Wikipedia]
Der Text folgt der Ausgabe Berlin 1932. Die Erstausgabe mit einem Nachwort von Heinrich Mann erschien 1925. Die Illustrationen stammen aus der Ausgabe »Ninety-Three«, 2 vols., London and New York, 1889.
© Boer Verlag
Zum Autor
Victor Hugo (1802-1885) war einer der berühmtesten und erfolgreichsten französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der sich vehement für die unterpriviligierten Schichten der Gesellschaft einsetzte. Vor allem sein Roman »Die Elenden« (Les misérables) greift das Thema der damaligen Ungerechtigkeiten in der französischen Gesetzgebung und Rechtssprechung auf. Mit diesem Roman erlangte Victor Hugo Weltruhm.
Inhalt
Er ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil, »Auf See«, wird erzählt, wie ein Bataillon Pariser Regierungstruppen, die unter General Antoine Joseph Santerre zur Bekämpfung gegenrevolutionärer Aufständischer ausgezogen sind, einen Wald in der Bretagne durchkämmen und dabei auf die Witwe Michelle Fléchard mit ihren drei kleinen Kindern stoßen. Obwohl ihr Mann auf Seiten der katholisch-royalistischen Aufständischen fiel, nehmen sie sie als Marketenderin auf. Das folgende Buch erzählt, wie der bretonische Adlige Lantenac incognito von Jersey aus auf einer Korvette der Konterrevolutionäre in See sticht, die ihn nach Frankreich bringen soll, wo er die Führung im Aufstand der Vendée übernehmen soll. Durch eine Kanone, die sich losgerissen hat, wird das Schiff beschädigt und kommt von Kurs ab, sodass die Korvette von einem republikanischen Geschwader entdeckt wird. Bevor das Gefecht beginnt, lässt sich Lantenac von dem Matrosen Halmalo, dessen Bruder er kurz zuvor hat hinrichten lassen, an Land rudern. Halmalo will ihn eigentlich ermorden, unterwirft sich ihm aber, als er erfährt, dass sein Passagier sein ehemaliger Lehnsherr ist. In der Nähe von Mont-Saint-Michel gehen sie an Land, und nachdem Lantenac Halmolo beauftragt hat, die Nachricht von seiner Ankunft in der Bretagne zu verbreiten, trennen sie sich. Lantenac wird bereits auf Steckbriefen gesucht, die der Kommandant der Revolutionstruppen Gauvain, ein Neffe Lantenacs, ausgestellt hat, doch der Bettler Tellmarch versteckt ihn. Am nächsten Morgen findet sich Lantenac von Bauern umzingelt, die ihn aber nicht ausliefern, sondern ihm als ihrem Anführer zujubeln. Nach einem Sieg der Aufständischen über das Pariser Bataillon, mit dem der Roman begann, lässt Lantenac alle Gefangenen einschließlich der Frauen füsilieren, die drei Kinder Michelle Fléchards werden als Geiseln mitgenommen. Sie selbst wird von dem heilkundigen Tellmarch gerettet, der bedauert, Lantenac geholfen zu haben.
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Der zweite Teil, »Zu Paris«, erzählt im ersten Buch vom Leben in der Hauptstadt des revolutionären Frankreich mit seiner aufständischen Stadtverwaltung, seinen Sektionen, seinen Klubs. Neben diesen - historischen - Elementen schildert Hugo die fiktive »Évêché«, einen Versammlungsort besonders entschiedener Sans-Culotten, unter denen sich der ehemalige Priester Cimourdain, der Erzieher Gauvains, an Tugend und revolutionärer Entschiedenheit besonders hervortut. Im zweiten Buch streiten die drei »Titanen« der Revolution, Jean-Paul Marat, Maximilien de Robespierre und Georges Danton, in einer Pariser Kneipe über die Kriegslage. Danton sieht die größte Gefahr im Vordringen der preußisch-österreichischen Truppen im Osten, Robespierre hält die Aufstände im Westen für gefährlicher, die eine Invasion britischer Landungstruppen ermöglichen würden, während Marat die Gefahren durch Verräter und Verschwörer von innen für vordringlich hält und deshalb eine Diktatur befürwortet. Sie einigen sich, dem Kommandanten im Westen, Gauvain, Cimourdain als politischen Kommissar des Wohlfahrtsausschusses an die Seite zu stellen. Das dritte Buch dieses Teils schildert ausführlich den Tagungsort, die Zusammensetzung und die Arbeit des Konvents.
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Der dritte Teil, »In der Vendée«, spielt wieder in der Bretagne. Nach einer einleitenden Schilderung der Chouannerie, deren Kämpfer in den bretonischen Wäldern und unter diesen in Höhlen und Stollen leben, wird vom Bürgerkrieg zwischen den »weißen« Truppen Lantenacs und den »blauen« Truppen Cimourdains und Gauvains erzählt. Durch eine Kriegslist gelingt diesem ein Sieg über die Royalisten in Dol-de-Bretagne; mittlerweile ist Michelle Fléchard von ihren Verletzungen genesen und irrt auf der Suche nach ihren Kindern durch das Kriegsgebiet. Lantenac hat sich mit nur noch achtzehn Getreuen in sein Stammschloss Lao uTrgue zurückgezogen, das aus einem mittelalterlichen Turm und einem neuzeitlichen Brückenschlösschen besteht, in dessen Bibliothek die Kinder Michelle Fléchards gefangen gehalten werden: Sollten Gauvains Truppen die Burg stürmen, so drohen die Belagerten die Bibliothek anzuzünden und die Kinder verbrennen zu lassen. Die Republikaner stürmen trotzdem, durch eine erneute Kriegslist gelingt es ihnen in die Burg einzudringen, schon bereiten sich Lantenac und seine verbliebenen Anhänger auf einen Heldentod vor, als völlig überraschend Halmalo aus einer Geheimtür tritt und ihnen den Weg in die Freiheit weist. Einer von ihnen bleibt, um den übrigen den Rückzug zu decken, und entzündet die Lunte, die die Bibliothek mit den Kindern in Brand setzt. In diesem Moment erscheint Michelle Fléchard und sieht ihre Kinder in dem brennenden Brückenschloss, zu dem Gauvain und seine Truppen keinen Zutritt finden, da sich die eiserne Tür zur Bibliothek nicht aufbrechen lässt. Lantenac lässt sich vom Schreien der Mutter umstimmen, kehrt zurück und rettet die Kinder. Anschließend wird er gefangenen genommen und in das Verlies der Burg gesperrt. Nach einem kurzen Prozess soll er am folgenden Tag geköpft werden. Gauvain quälen Gewissensbisse, seinen heldenhaften Onkel der Guillotine zu überantworten, die Cimourdain eigens hat herbeischaffen lassen, und ermöglicht ihm die Flucht, indem er seinen Platz im Verlies einnimmt. In revolutionärer Konsequenz verurteilt Cimourdain trotz der Gnadengesuche der Soldaten seinen geliebten ehemaligen Schüler Gauvain zum Tode und erschießt sich in dem Moment, in dem dessen Kopf fällt.
Die Illustratoren (u.a.)
Émile-Antoine Bayard (1837-1891), französischer Illustrator, studierte zwischen 1853 und 1857 an der École des Beaux-Arts, unter dem bekannten Maler Léon Cogniet. Anfang der 1860er Jahre arbeitete er vorwiegend für die Zeitschriften Journal des Voyages, Les Bibliothèque des Merveilles, Journal pour rire und L'Immortel. Mit der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend durchsetzenden Fotografie werden Bayards dokumentarische Zeichnungen nach und nach aus den Zeitungen und Zeitschriften verdrängt, so dass er sich fast nur noch als Illustrator, unter anderem von Victor Hugos Les Misérables, Harriet Beecher-Stowes Onkel Toms Hütte, Jules Vernes Von der Erde zum Mond und Alphonse Daudets L'Immortel sowie in der Sittenmalerei betätigte.
Gustave Adolphe Brion (1824-1877) war ein französischer Maler des Realismus. Er schuf hauptsächlich Gemälde, die das tägliche Leben auf dem Lande zum Thema haben. Der Reichtum seiner Kompositionen, die frische Farbe und die schlichte Wahrheit seiner Gestalten erhoben ihn bald zu einem der besten Genremaler Frankreichs. Außerdem betätigte er sich als Illustrator für die Werke Victor Hugos, von dem er sehr geschätzt.
Edmond Morin (1824-1882), französischer Maler, Illustrator und Graveur, arbeitete fünf Jahre lang für The Illustrated London News arbeitete. Nach Paris zurückgekehrt, arbeitete er für La Vie parisienne und Le Monde illustré. Dort avancierte er zu einem der wichtigsten Illustratoren. Nebenbei illustrierte er zahlreiche Bücher.
Daniel Vierge (1851-1904) war ein in Spanien geborener französischer Illustrator, der die Reproduktion von Illustrationen revolutionierte. Er ging 1867 nach Paris, wo er 1870 für Le Monde illustré arbeitete und wie andere Künstler unter den mächtigen Einfluss von Edmond Morin stand. In den Jahren 1871-78 illustrierte er einige Werke Victor Hugos. Sein Meisterwerk ist jedoch Michelets Geschichte Frankreichs (1876), bestehend aus 26 Bänden mit 1000 Zeichnungen. Auf der Internationalen Ausstellung in Paris, wurde er mit einem Grand Prix ausgezeichnet.
William Schwenck Gilbert (1836 -1911), britischer Schriftsteller, Illustrator und Librettist.
Diogène Maillart (1840-1926), französischer Maler und Illustrator. Diogène Maillart wurde in eine Familie bescheidener Bauern in einer kleinen Gemeinde von Oise geboren. Er studierte an der École impériale de dessin, dann an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris im Atelier von Léon Cogniet. Er gewann den ersten großen Preis von Rom in der Malerei von 1864.
Jules Férat (1829-1890) war ein französischer Illustrator, der unter anderem Werke von Jules Verne, Edgar Allan Poe und Victor Hugo illustrierte.
Der Übersetzer
Alfred Wolfenstein (1883-1945) war ein expressionistischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften wurde er 1915 in Berlin zum Gerichtsreferendar ernannt und promovierte 1916. Im selben Jahr heiratete er die Dichterin Henriette Hardenberg. Mit Unterstützung von Musil und Rilke erschien im Mai 1914 Wolfensteins erster Gedichtband. 1916 ging er nach München, wo er unter anderen die Bekanntschaft mit Johannes Becher, Oskar Maria Graf und Rainer Maria Rilke pflegte. Die von Wolfenstein herausgegebene Zeitschrift »Die Erhebung« (1919/1920) gilt bis heute als eine der wichtigsten Sammlungen des literarischen Expressionismus. 1922 ging Wolfenstein wieder zurück nach Berlin, wo er vor allem als Dramatiker, Erzähler und Übersetzer in Erscheinung trat. 1933 emigrierte er zunächst nach Prag. Zwei Jahre darauf flüchtete er nach Paris, wo er von den Deutschen verhaftet, aber überraschenderweise freigelassen wurde. Nach ergebnislosen Bemühungen um ein Ausreisevisum für Amerika ging er in den französischen Untergrund. Am 22. Januar 1945 nahm sich Wolfenstein in einem Pariser Krankenhaus das Leben.
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